10.05.2019 – Seminarvortrag beim VSEH-Nord

VonFrank Müller

10.05.2019 – Seminarvortrag beim VSEH-Nord

Seminartagung vom 10. bis 11. Mai 2019 in Wernigerode

Der Verein der vereidigten Sachverständigen der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke NORD e.V. ist ein Zusammenschluss der bei den Handwerkskammern Norddeutschlands für die Elektrohandwerke öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen. Das Vereinsgebiet erstreckt sich über die Bundesländer: Niedersachsen/Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin/Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen.


https://www.vseh-nord.de/news-detailansicht/news/6467-seminartagung-vom-10-bis-11-mai-2019-in-wernigerode.html

Zitat / Wiedergabe VSEH Nord:

Seminartagung vom 10. bis 11. Mai 2019 in Wernigerode

Sachverständige haben die Pflicht zur regelmäßigen Fortbildung. Und so treffen sich zweimal im Jahr die öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen im VSEH Nord zu einer Seminartagung. Im Mittelpunkt stehen Fachvorträge und sogenannte „Workshops“, in denen Gerichtsgutachten besprochen werden – vor allem aber auch der kollegiale Erfahrungsaustausch. Betreut wird der VSEH Nord von der LIV–Geschäftsstelle in Hannover.

Zu Beginn der diesjährigen Frühjahrstagung in Wernigerode referierte Frank Müller vom Sachverständigenbüro Perfekte Netze GmbH aus seinem Tätigkeitsumfeld der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV). Der Inhalt des eineinhalbstündigen Vortrages zeigt Veränderungen und deren Auswirkungen bei der Nutzung von heutigen modernen, sich nicht linear verhaltenden Betriebsmitteln, zu denen zum Beispiel LED-Leuchten, Steckernetzteile, frequenzgeregelte Antriebe, unterbrechungsfreie Stromversorgungssysteme etc. gehören. Auch wurden gegenseitigen Beeinflussungen, Störungen und Zerstörungen von geschädigten Bauteilen im Vortrag illustriert dargestellt.

Jede Veränderung führt zu neuen Veränderungen!

Niederspannungsnetze, welche zuvor jahrelang störungsfrei waren und keine Auffälligkeiten zeigten, sind durch Veränderung auf einmal anfällig für ganz neue, bis dato nie vorhandene Beeinflussungen und Störungen.

Anhand zweier durchgeführter Untersuchungen von installierten LED-Hallenbeleuchtungen wurden Auswirkungen, Störungen und sogar Zerstörungen aufgezeigt. Mit einer Betriebsdauer von nicht einmal einem Jahr konnten die Ursachen für den Helligkeitsverlust und der vorzeitigen Alterung belegt werden. Zur messtechnischen Untersuchung wurden hochwertigste Messmittel, wie Power-Analyser, Oszilloskope und Spektralanalyser eingesetzt. Mit Aufzeichnungsintervallen von kleiner 50µS sowie Messungen des gesamten Frequenzbandes von bis zu 150kHz wurden die Ursachen nachgewiesen. Anhand der Messdaten und -kurven konnte durch das Wirken der nicht linearen Stromlast die direkten Beeinflussungen und Auswirkungen auf die Spannung und der elektrischen Leistung dargestellt werden. Die heutigen modernen Betriebsmittel erzeugen Netzrückwirkungen, bei dem die Blindleistungsverschiebung (cosPhi) gar keine so großen Auswirkungen mehr hat, wie es bei konventionellen induktiven Verbraucherlasten der Fall war. Vielmehr ist die Blindleistungsverzerrung (D´) des oberschwingungsbehafteten Gesamtstroms verantwortlich für eine negative Auswirkung in heutigen Niederspannungsnetzen. Durch die Blindleistungsverzerrung werden Leitungen und Kontaktstellen übermäßig belastet. Leistungsschalter lösen durch einen sehr steilen Stromanstieg im Scheitelpunkt der Spannung aus oder es entstehen durch die Netzrückwirkungen störende Resonanzschwingungen.

Zur weiteren Diskussion wurden diverse Fotografien von fehlerhaften Kontaktstellen von einigen defekten Neutralleiter-Trennklemmen gezeigt. Bei den Neutralleiter-Trennklemmen, welche in der Zuleitung von Elektro-Unterverteilungen als Neutralleiter-Hauptanschlussklemme verwendet worden sind, konnten durch kleinste Lichtbogenbildungen Kontaktabbrände festgestellt werden. Der damit entstehende kurzzeitige Verlust dieser Kontaktierung führt zu der sogenannten Neutralleiter-Sternpunktverschiebung. Diese hat zur Folge, dass es an den angeschlossenen Wechselspannungsbetriebsmitteln zu einer länger anstehenden Überspannung kommt. Die angeschlossenen 230V Betriebsmittel werden nun in einer Willkür und einer Netzspannung von bis zu 400 Volt elektrisch versorgt. Dabei schützen die normativ geforderten Überspannungsschutzmodule in den Elektroverteilungen die Betriebsmittel leider nicht. Das Gegenteil tritt ein. Auch die Varistoren der Überspannungsschutzmodule werden im gleichen Maß und Umfang wie die angeschlossenen Wechselspannungsbetriebsmittel geschädigt.
Mit dem Vortrag von Frank Müller sollten mögliche negative Auswirkungen durch den normativen Umgang und Einsatz von Neutralleiter-Trennklemmen hinterfragt und nachteilige Beeinflussungen aufgezeigt werden. Der Referent wollte dabei den Einsatz von Neutralleiter-Trennklemmen im Bereich der Endstromkreise nicht infrage stellen.

 

 

 

 

 

Über den Autor

Frank Müller administrator

Sachverständigenbüro für EMV in Gebäuden