Titel Gutachten

VSEH Nord – Warnemünde

Auch im Jahr 2023 werden seitens des VSEH Nord e.V. wieder zwei Sachverstätigen-Tagungen durchgeführt.

Dieses Jahr fand im Mai der rege Austausch mit den Sachverständigen des Elektrotechniker Handwerkes in Warnemünde statt.

Dabei habe ich in diesem Frühjahr erneut die An- und Abreise mit dem Fahrrad getätigt.
Dabei konnte ich mit in Summe 370km die blühende Landschaft von Mecklenburg vor Pommern „pur“ erleben.

Eines der Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen war ein Vortrag von mir, über die richtige Verlegung von hochstrom-genutzten Einzelleitern.

Auszug aus dem "Sprachrohr"

(TEXT-Wiedergabe des Beitrag aus dem „SPRACHROHR:)

Zur diesjährigen VSEH-Nord e.V. Frühjahrstagung in Warnemünde hat Herr Frank Müller, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger einen Vortrag zum Thema fachgerechter „Einzelleiter-Verlegung“ gehalten.

Die Verlegung von Einzelleitern führt zu einer Reihe von elektrischen bzw. elektromagnetischen Einschränkungen sowie Beeinflussungen, wenn diese nicht fachgerecht und nicht auf Basis von elektrotechnischen Grundlagen installiert werden.

Aus einer nicht fachgerechten Installation von Einzelleitern sind eine Vielzahl von Beeinflussungen und Störungen zu erwarten!

Mögliche Störungen können unter anderem Beeinflussungen von sehr hohen magnetischen Einkopplungen und nicht symmetrische Stromaufteilungen über die Kabelsysteme sein.

Besonders bei einer sehr hohen Strombelastung, wie sie zum Beispiel bei den Leitungsverbindungen zwischen einem Transformator und der Niederspannungshauptverteilung (NSHV) oder einer sehr großen Maschine vorkommen, führt eine nicht fachgerechte Elektroinstallation zu negativen Begleiterscheinungen in der eine zufriedenstellende, elektromagnetisch verträgliche (emv) Umgebung nicht gewährleistet werden kann.

Das Regelwerk der Normen DIN VDE 0298-4 beschreibt hierzu im Anhang „D“, wie eine normative Einzelleiter-Installation auszusehen hat. Es zeigt sich aber, dass selbst diese verschiedenen normativen Installationsvorschläge nicht zwingend zu einem störsicheren Betrieb führen.

In dieser normativen Betrachtung wurde zum Beispiel der Schutzleiter fälschlicherweise gar nicht berücksichtigt. Hierdurch ist zu erwarten, dass sich bei einer nicht fachgerechten Installation sehr hohe induktive Ströme in das Schutzeitersystem einprägen. Dadurch kommt es zu sehr hohen vagabundierenden Schutzleiterströmen, welche sich auch durch weitere bauliche oder elektrotechnische Maßnahmen nicht kompensieren lassen.

In der DIN VDE 0298-4; 4.3.3 wird eine gleichmäßige Stromaufteilung mehrerer Einzelleiterkabelsysteme angenommen, wenn die Leiter:

  • aus demselben Werkstoff sind,
  • denselben Nennquerschnitt,
  • etwa die gleiche Länge und
  • keine Verzweigungen auf der gesamten Stromkreislänge aufweisen und
  • die parallel geschalteten Leiter in mehradrigen oder verseilten einadrigen Kabeln oder Leitungen enthalten sind oder
  • die parallel geschalteten Leiter in einadrigen Kabeln oder Leitungen bei eng gebündelter oder ebener Anordnung einen Nennquerschnitt ≤ 50 mm² Cu oder ≤ 70 mm² Al aufweisen.

In dem Vortrag von Herrn Müller wird gutachterlich über einen Vollbrand einer sehr großen und sehr kostenintensiven Druckmaschine berichtet, welcher durch eine nicht fachgerechte Einzelleiter-Verkabelung ausgelöst worden ist.

Durch induktive, transformatorisch eingekoppelte Schutzleiterströme und Fehl-Differenzströme kam es zu einer thermischen Durchzündung, der im EX-Bereich befindlichen Farben und Kunststoffen an der Maschine zur Folienbedruckung.

In einem mehrere Jahrzehnte altem AEG-Fachbuch wurde genau zu diesem Thema eine sehr interessante Untersuchung durchgeführt, bei der die 3-phasige, 2.800A hohe Stromaufteilung auf 11 Einzelleitungen untersucht wurde.

Die beschriebene Untersuchung des Unternehmens AEG handelt über den „Proximity – Effekt“ (Nachbarschaftseffekt), welches die Wechselstrom-Verlusteffekte in elektrischen Spulen wiedergibt. Es werden die Beeinflussungen durch Magnetfelder und der Verlustwärme aus den Streufeldern der Wirbelströme beschrieben.

Mit vier unterschiedlichen Verlegearten wurden die Versuchs- und Messreihen von der Firma AEG dokumentiert.

Die vorgestellten Ergebnisse geben die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Elektrotechnik wieder. Im Gedankengut des geschlossenen Stromkreises, dass was „hin“ fließt, muss auch wieder „zurück“ fließen, zeigt sich das,  wenn ein elektromagnetisch verträgliches „Kabelsystem“ gebaut wird, eine unsymmetrische Stromaufteilung sowie eine Beeinflussung und / oder Störung benachbarter Systeme vermieden wird.

Die Verlegung der Einzelleiter muss zwingend als gebündeltes Kabelsystem erfolgen!

14.12.2022 4. DOEPKE Talk

… mit meinem sehr geschätzten Sachverständigenkollegen Markus Scholand und den Herren Stefan Davids und Johann Meints vom Veranstaltungsausrichter Doepke Schaltgeräte GmbH.

Es ist soweit, bereits am 14.12.2022 findet noch vor Weihnachten der 4. Doepke Talk statt. Mit meinem Sachverständigenkollegen, Herrn Markus Scholand sprechen wir dieses mal über das Thema „Elektromagnetische Verträglichkeit“ in elektrischen Anlagen!

Programm der Online-Veranstaltung
10.00–12.15 Uhr

  • EMV in elektrischen Anlagen
  • Was versteht man eigentlich unter EMV?
  • Welche Störgrößen gibt es und wo kommen sie her?
  • Welche normativen bzw. gesetzlichen Anforderungen gibt es?
  • EMV bereits in der Planung berücksichtigen
  • Typische Anzeichen von EMV Störungen
  • Gefahren durch Störeinflüsse
  • Fälle aus der Praxis

13.15–14.45 Uhr

Fortsetzung des Vormittags

LIVE-Vorführung

  • Wie verhalten sich Neutralleiterströme?
  • Powerfaktorkorrektur – Was ist PFC?
  • Strom auf dem Potentialausgleich

14.45 Uhr–Ende

Erfahrungsaustausch/Diskussionsrunde und Ausklang der Veranstaltung

Seien Sie live dabei! Wir freuen uns auf Sie!


NACHLESE:
Schon ist alles wieder vorbei!
Auf der Anreise durfte ich noch kurz das Ostfriesische Land, eingehüllt im zarten Schneekleid bei Minus 10°C aus dem Auto bewundern.